Einige Gedanken zur Filmplanlage


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Abgeschickt von Rolf-Dieter Baier am 25 Januar, 2002 um 01:33:35

Antwort auf: Filmplanlage Pentacon Six von Thielko Ortgies am 07 Januar, 2002 um 15:56:18:

Einige Gedanken zur Filmplanlage

(entstanden unter Mitwirkung von Albert Gerstner)

Zunächst ist festzustellen, dass die Rollfilme eine deutliche Neigung zur Wölbung besitzen. Dies rührt von dem Drall her, der durch das lange Aufgewickeltsein auf der Spule entstanden ist. Wenn dieser „Längsdrall“ durch Abwickeln aufgehoben wird, wandelt er sich in einen „Querdrall“. Man kann dies leicht nachvollziehen, wenn man einen Film ein Stück abwickelt und versucht plan hinzulegen (s. Foto).




Der Film hat die Tendenz, sich von den Rändern oben und unten her zusammenzurollen. Was passiert wohl, wenn man nun oben und unten die Einwölbungen am Rand planpresst, der Mitte aber Freiheit lässt?

Bei der Pentacon Six liegt diese Situation vor (anders als bei Exakta 66 und Kiev 60).

Siehe Zeichnung (Querschnittsdarstellung - wir schauen in Filmlaufrichtung sozusagen von einer Spule zur anderen, obere und untere Filmlaufleisten sind rechts und links): Die Andruckplatte (rot) drückt Film und Schutzpapier - der Einfachheit halber als nur eine Schicht dargestellt (schwarz) - oben und unten auf die Filmlaufleisten (blau). Es entsteht dadurch eine Tendenz des Filmes, sich in der Mitte von der Andruckplatte weg zu wölben. Tendenziell liegt daher die effektive Schärfeeebene in der Bildmitte vor der theoretisch zu erwartenden Auflageebene auf den Filmlaufleisten (grün, gestrichelt)




Eine andere Situation ist bei der Kiev 60 gegeben, die ein zusätzliches Paar Filmlaufleisten aufweist. Das äußere Paar dient der Auflage der Andruckplatte, welche zusammen mit den 0,5mm tiefer liegenden inneren Leisten einen Filmkanal von 0,5mm Höhe freigibt. Die Höhe von 0,5mm ist eigentlich zu viel, die Dicke von Film plus Papier beträgt - auch bei östlichen Filmen - nicht mehr als etwa 0,3mm. Ob gewollt oder nicht - jedenfalls entsteht dadurch ein Freiraum für den Randbereich des Filmes, der seine Wölbung beibehalten kann und nicht auf den mittleren Bereich überträgt. Der Film schmiegt sich recht plan der Filmandruckplatte an. Durch den mit 0,5mm zu hohen Filmkanal liegt die Filmoberfläche in der Bildmitte damit aber nicht in der der theoretisch erwarteten Auflageebene auf den inneren Filmlaufleisten, sondern weiter hinten.

Laut Werksvorschriften werden standardmäßig bei beiden Kameramodellen die Einstellscheiben auf den theoretischen Wert der grünen Linie justiert. Damit entsteht die Situation, dass

Beides kann natürlich durch Feinjustage einigermaßen ausgeglichen werden. Tendenziell scheint die Situation in der Kiev 60 stabiler und planer. Die Exakta 66 liegt irgendwo zwischen den beiden geschilderten Extremen. Es hängt offenbar auch vom Film ab. Manchmal findet man beim Austesten praktisch keinen Unterschied zwischen den Kameramodellen... Achtung übrigens beim Austesten: Ein wieder aufgewickelter Film verhält sich eventuell anders als ein ganz neuer! Dies hängt z. B. damit zusammen, dass Papier und Film sich längs etwas gegeneinander verschieben können.

Bei allem muss gesagt werden, dass wir mit unseren Kameramodellen ohne Wechselmagazine noch relativ gut dran sind, was die Filmplanlage angeht. Die in den Wechselmagazinen erfolgende Umlenkung in Gegenrichtung kann noch schlimmere Folgen haben, wenn nicht kontinuierlich ein Magazin durchfotografiert wird, sondern der Film eine Weile an der Umlenkrolle „verkehrt herum“ fixiert bleibt.

Rolf-Dieter Baier

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